von Michael Brilisauer
Ebenso wie beim Wendemodul Sägewerk wurde 2018 auch beschlossen das zweite Wendemodul unter Verwendung handlicher, zum Stapelsystem passender Segmente neu zu bauen. Da das alte Wendemodul bis dahin neben den Bahnhöfen über die umfangreichsten Gleisanlagen zum Rangieren verfügte, sollte auf dem neu zu bauenden Wendemodul ebenfalls eine Industrieanlage mit Werksbahn und Rangiermöglichkeiten entstehen. Diese Industrieanlage sollte dabei nicht nur Gebäude einer einzigen Bauepoche enthalten, sondern durch Verwendung unterschiedlicher Baustile (Ziegel vs. Stahlbau) auch Veränderungen im Laufe der Firmengeschichte andeuten.
Da die Modulanlage thematisch an die Südbahn angelehnt ist, fielen Industrieanlagen der Montan- und Chemieindustrie aus, während Kiesgrube, Papierfabrik und Glashütte in den Fokus rückten. Aufgrund der Nähe der Papierfabriken in Baienfurt und Mochenwangen, den recht vielfältigen, per Bahn anzuliefernden und abzuholenden Produkten, sowie dem Fabrikkomplex „Superior Paper“ der Firma Walthers wurde ein Gleis- und Bebauungsplan für den Schwerpunkt Papierfabrik ausgearbeitet.
Erste Entwürfe
Im Laufe des Jahres 2018 entstanden auf Basis einer Kehrschleife mit geschwungenem Gleisverlauf mehrere Bebauungsvarianten. Priorität hatte dabei der Versuch, die am Ende der Modulanlage betriebstechnisch notwendige Kehrschleife so zu tarnen, dass diese eben nicht sofort als Kehrschleife erkennbar ist.
Die Ideen umfassten dabei sowohl in den Bögen angeordnete Tunnelportale, als auch die Möglichkeit die Kehrschleife durch die Fabrikhallen zu führen. Doch an zwei grundsätzlichen Problemen änderte all dies nichts: Zum einen die Aufteilung der Hauptstrecke in eine linke und rechte Gleistrasse. Und zweitens wäre natürlich jede Tarnung beim ersten Zug hinfällig gewesen.
Finaler Entwurf
Angesichts der Probleme bei der Tarnung der ebenerdigen Kehrschleife wurde schließlich ein alternativer Streckenplan ausgearbeitet, bei dem die Hauptstrecke in einer langgezogenen S-Kurve links am Fabrikgelände vorbei geführt wird, um dann am linken Ende des Wendemoduls in einer im Tunnel abwärts führenden Kehre zu verschwinden. Die eigentliche Kehrschleife liegt nun nicht mehr um die Fabrikanlage herum, sondern in einer unmittelbar unter der Fabrik befindlichen, zweiten Ebene. Während ein solcher Aufbau für die meisten Modellbahner nichts Ungewöhnliches ist, so stellt die notwendige 2,5%ige Steigungsstrecke für eine Modulanlage mit den teilweise sehr langen Zügen ein mögliches Problem dar, weshalb beide Planungsvarianten kontrovers diskutiert wurden.
Aufbau des Fabrikgleisplanes – und etwas Betrieb
Ein auf der Hauptstrecke ankommender Güterzug wird zunächst nach rechts von der Strecke ausgeleitet, um auf der Firmengleisanlage unmittelbar nach links auf eines der beiden neben der Hauptstrecke liegenden Übergabegleise (1) und (2) geleitet zu werden. Hier wird nun die Streckenlokomotive vom Zug getrennt, und danach kann diese Lok über das kurze Umsetzgleis (U) auf eines der anderen Gleise wechseln, um entweder einen zur Abholung bereitstehenden Wagenverband abzuholen, oder alleine weiter zu fahren. Die eigentlichen Rangieraufgaben übernimmt eine firmeneigene Rangierlokomotive. Diese wird sich dabei von rechts an die umzusetzenden Waggons ankuppeln, um diese anschließend über das Ziehgleis (Z) und Gleis (3) auf die verschiedenen Ladegleise zu verteilen.Diese Ladegleise können dabei in drei Gruppen unterteilt werden:
Gleise 5 & 6:
Freiladegleise zur Anlieferung von Stamm- und Kurzholz sowie Hackschnitzeln als Rohmaterial für die Zellstoffherstellung. Über diese Gleise wird auch zugekaufter Zellstoff angeliefert.
Gleis 7:
Dieses Ladegleis gliedert sich mit einer überdachten Laderampe direkt an das Fabrikgebäude an und dient zum Versand des Fertigproduktes, also Papier in Blatt- oder Rollenform. Für größere Umbauten an der Papiermaschine kann über dieses Gleis auch ein Waggon in die Maschinenhalle einfahren.
Gleise 8 & 9:
An diesen Gleisen befindet sich die Anlage zur Verladung flüssiger Güter, wie z. B. des während des Holzaufschlusses gewonnenen Ethanols.
Straßenführung
Wenig überraschend, verfügt auch dieser Industriebetrieb über eine Straßenanbindung. Die Zufahrt zum sichtbaren Fabrikbereich erfolgt dabei über eine Brücke über den am „oberen“ Rand des Moduls befindlichen Kanal des Wasserkraftwerks (W). Von hier aus können die Straßenfahrzeuge geradeaus sowohl die Ladestraße als auch den Versandbereich am Hauptgebäude (E) erreichen. Zwischen dem Wasserkanal und den Gleisanlagen befinden sich des Weiteren die Werksfeuerwehr (F), der Lokschuppen (L) sowie eine Tankstelle für die Firmenfahrzeuge.
Fabrikgebäude
Wie eingangs bereits erwähnt, hatte die Firma Walthers 2018 das Themenset „Superior Paper“ im Sortiment. Aus diesem Set haben die beiden „modernen“ Fabrikgebäude „Kraft Mill“ (A) und „Recovery Boiler House“ (B) einen Platz im Bebauungsplan gefunden. Das Gebäude Kraft Mill übernimmt dabei die Zellstoffgewinnung, hier wird im Vorbild also nach dem Magnesiumbisulfit-Verfahren aus den Holzhackschnitzeln unter Verwendung von Magnesiumoxid und Schwefliger Säure Sulfitzellstoff gewonnen. Im Original werden die bei der Delignifizierung „verbrauchten“ Chemikalien anschließend in das Recovery Boiler House geleitet, wo die Magnesium-Ligninsulfonate verbrannt und so in Magnesiumoxid und Schweflige Säure zurückgeführt werden.
Die bei der Verbrennung gewonnene Wärme wird neben der Wasser-Zellstoff-Suspension der Papiermaschine in Gebäude (C) zugeführt.
Der größte Gebäudekomplex der Papierfabrik besteht aus drei Teilen: Der Maschinenhalle (C), dem Gebäude für Veredelung, Blatt- und Rollenschneider (D) sowie dem Verwaltungs- und Versandtrakt (E). Anstelle hier auf ein Gebäude eines Serienherstellers zurückzugreifen, entsteht dieses Gebäude als Ziegelbau unter Verwendung des Auhagen Baukastensystems, da die Fertigbausätze als unpassend und zu klein befunden wurden.
So führte beispielsweise eine Unterhaltung mit einem ehemaligen Mitarbeiter der Stora Enso (Papierfabrik Baienfurt) zu einer Verdopplung der Gebäudegröße um eine Papierfabrik halbwegs glaubhaft darstellen zu können. Wobei… auch diese Gebäude wären noch zu klein…
Zustand Dezember 2019. Die Gleise sind fertig verlegt, Züge können bereits fahren.